Und es wurde dunkel. Keine Bewegung, kein Licht, kein Atmen. Und als erstes entstand der Klang und von diesem Klang zerbrach die Dunkelheit in Millionen kristalliner Schmetterlinge, die den Anfang bildeten. Dieser Anfang war ruhig und symmetrisch, gleich und stumm pulsierte das Leben, das bereit war auszuufern, überzufließen und alles zu erfüllen, allem einen Anfang zu geben. Und es entstand das Leben, es schwappte über, erstrahlte, erblühte. Es füllte alles aus. Man konnte die Hand eintauchen und sie bewegen wie im warmen abendlichen Wasser eines Waldsees, wenn man den Schlick vom Boden hebt oder den Abfall des Waldes vertreibt. Aber etwas begann dieses stille Wasser aufzuwühlen, unruhiges Kräuseln lief über die Oberfläche des Wasserspiegels, es brodelte am Boden, das Wasser wurde kälter. Die Ufer begannen abzurutschen und abzubröckeln. Schlammige Sümpfe entstanden an den Rändern, sie breiteten sich aus, stinkend und den Tod verheißend. Das Wasser änderte sich: tief, kalt, immer lebloser. Solches Wasser spiegelt nichts mehr, nimmt freiwillig nichts in sich auf, es kühlt nicht ab, stillt keinen Durst, säubert nicht. Es zerfließt nur in schwarzen Strömen, vermischt sich und wird trübe. Es hat kein Ende. Und gebären kann es dasselbe, was es selbst ist: Wenn ein Laut erschallt, ist es ein Missklang, wenn sich etwas bewegt, dann ist es ein Schlag, wenn etwas leuchtet, ist es ein Donnerblitz. Es erschafft nicht, sondern verschlingt das Geschaffene, es zerstört nicht, sondern verunstaltet, es füllt nicht aus, es überflutet.
Kunst, Kultur und Konflikt sind drei Bestandteile unseres Daseins, drei Wale, drei Blickpunkte auf das Geschehen.
Kunst ist eine Art Weltauffassung, der Versuch, das Geschehene zu verstehen, Suche und Erklärung gleichzeitig. Kultur, das sind Traditionen und Gewohnheiten, Gesetze und Dogmen, der Glaube, die Lebensweise und die Tendenzen. Konflikt, das ist das ganze Spektrum menschlicher Probleme, von der Abweichung bis zur unversöhnlichen Konfrontation.
Die Performance „K3 = Kunst. Kultur. Konflikt.“ ist der zweite Teil des Projekts „Die Parallele“, bei dem als roter Faden das Thema der menschlichen Schwächen und Leidenschaften, Konflikte und Kriege hervortritt. Die Welt entsteht und geht unter, das Schöne wird hässlich, das Geschaffene verfällt, das Lebendige stirbt. Ob es wohl Hoffnung gibt?
Projektteam:
Olga & Elena Bekritskaya (Bühnen- und Kostümbild)
Anna Uritskaya (Bühnenbild / Graphik)
Yuriy Brodskyy (Saund)
Serghei Suharev (Licht)
Dascha Viatkina (Animation)
Olga Burenkova (Technische Aushilfe)
Jan Hahn (Projektkonzeption)
Seyran Ismayilkhanov (Musik)
Mit freundlicher Unterstützung von: