Die moderne Zivilisation wird oft die „Zeit der Technologien genannt“. Der Maßstab unseres menschlichen Tuns und die technologischen Möglichkeiten stehen in keinem Vergleich mit den vorherigen kulturellen Errungenschaften der Menschheit. Die Informationstechnologien sind so weit in unser alltägliches Leben vorgedrungen, dass sie schon längst unsere Zeit- und Raumwahrnehmung transformiert haben. Dieser Prozess veränderte nicht nur unsere Wahrnehmung, es machte sich in jeder Sphäre des menschlichen Tuns bemerkbar; in der Ökonomie, sozialen Beziehungen, Politik. Die technischen Errungenschaften, die auf einer Seite unsere menschlichen Möglichkeiten erweitert und in vielen erdenklichen Bereichen von Nanotechnologien, bis zum Flug in den Weltraum, gewaltige Fortschritte geleistet haben, zeigen auf der anderen Seite, dass Technik mehr und mehr aus dem Bereich des Menschlichen entgleitet. Wir können als homo Sapiens nicht mehr mit den technischen Progressen konkurrieren. Verlieren wir dabei nicht das Wesentliche, was unsere Art diesen enormen Durchbruch ermöglicht hatte? Unsere Kreativität? Unsere Kultur?
Aus den Massenmedien, aus unserem Freunden- und Kollegenkreis hören wir oft „Die Welt ist kleiner geworden, aber wesentlich schneller“. Dieser Satz ist zu einem Leitmotiv unserer Zeit geworden. Die moderne Technologie erlaubt uns innerhalb von wenigen Stunden preiswert rund um die Welt zu reisen und innerhalb von wenigen Sekunden vom fast beliebigen Punkt auf der Weltkugel die notwendigen Informationen zu bekommen.
Globalisierungsprozess führt zu den neuen politischen undökonomischen Verschiebungen.
Auf der Grenze des zweiten und dritten Jahrtausends wird es immer deutlicher, dass die Menschheit sich auf dem Weg der Vermischung und Wechselbeziehungen verschiedenen Völker und Kulturen befindet. Dieser Prozess findet in vielen Ländern der Welt und in allen Ebenen des öffentlichen Lebensstatt. Der Begriff der „Transkulturalität“, der schon in den 90er- Jahren durch den Philosophen Wolfgang Welsch eingeführt wurde, basiert auf der Annahme, dass auf die Nation bezogene und abgeschlossene Kulturideal nicht mehr relevant ist. Unsere Kulturen sind längst nicht mehr homogen und waren es wahrscheinlich auch nie gewesen. Die Kulturen der Welt können nicht mehr nach dem alten abgeschlossenen, so genannten Kugelmodell beschrieben werden. Sie zeichnen sich vielmehr durch Durchdringung und Verflechtung, als durch die klar abgegrenzten Einheiten aus. Die flächendeckende Vernetzung und Globalisierung, ist auch zum Teil für den erhöhten Migrationsprozesses verantwortlich. Noch nie in der Geschichte der Menschheit haben sich solche Menschenmassen auf der Erde gleichzeitig bewegt. Viele entwickelte Länder bekommen einen Zuwachs durch die Wellen von Migranten und Flüchtlinge aus den Kriesenregionen der Welt. Deutsche Gesellschaft ist keine Ausnahme. Diese neuen Einwohner bringen in die moderne deutsche Gesellschaft alle möglichen Elemente ihrer einheimischen Kultur, ihres Lebensstiles, ihre kulturelle Identität und Bräuche, ihre eigene Weltanschauung ein.
Für die Einheimischen und allen möglichen Migranten beginnt die interkulturelle Interaktion schon in dem Kindergarten. In den vielen deutschen Schulen liegt der Anteil nichtdeutscher Kinder schon über 90%. Laut statistischen Daten für 2018 liegt der Anteil der Einwohner mit Migrationshintergrund in Köln bei 20%.
Das Kennenlernen anderer Kulturen, Geschichte und Traditionen werden in den kommenden Jahren zu einem enorm wichtigen Element der Erziehung sein. Das Wissen, dass nicht nur eine, sondern mehrere verschiedenen Kulturen auf der Welt parallel sich entwickelt haben und auch jetzt existieren, löscht die abneigenden Emotionen aus, verhindert Entfremdung und führt zu dem offenem Dialog, gegenseitigen Verständnis, zur Herstellung freundschaftlichen Beziehungen. Eine interne, persönliche Transkulturalität wird als Basis entwickelt. Solch eine innere „Mischung“ erleichtert den Umgang mit externer Transkulturalität. Angestrebtes Ziel ist die Entwicklung einer modifizierten Wir-Identität.
Aus je mehr Elementen die kulturelle Identität eines Individuums zusammengesetzt ist, umso wahrscheinlicher ist es, dass eine Schnittmenge mit der Identität anderer Individuen besteht, und von daher können solche Individuen bei aller sonstigen Unterschiedlichkeit in weit höherem Maß als früher in Austausch und Kommunikation eintreten; sie können bestehende Gemeinsamkeiten entdecken und neue entwickeln, sie werden in der Begegnung mit „Fremden“ eher in der Lage sein, statt eine Haltung der Abwehr Praktiken der Kommunikation entwickeln. Wolfgang Welsch (2012): Was ist eigentlich Transkulturalität?
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